Digitale Transformation: Recap des Digital Economic Forums 2015

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Das gestrige Digital Economic Forum zog mehr als 200 Besucher aus unterschiedlichen Branchen ins Kameha Grand Hotel nach Zürich, um nationalen wie internationalen Speakern zum Thema Digitale Transformation zu lauschen. Der weibliche Anteil bei den Teilnehmern wie auch den Referenten war leider recht überschaubar. Daher bin ich froh, meinen Beitrag zu leisten und im Folgenden den Event zusammenzufassen.

Digital Buzzwords

Die Digitalisierung mit all ihren Innovationen schreitet schnell und wirkungsvoll voran. Die in diesem Zusammenhang wohl am meisten gefallenen Schlagwörter des Events waren Digital Disruption sowie Digital Transformation. Laut Hanspeter Kipfer von Oracle beschreibt die Digitale Disruption eine Veränderung verursacht durch die Beeinflussung des Wertbeitrags bestehender Waren und Dienstleistungen durch digitale Technologien oder Geschäftsmodelle. Es ist also ein Aufbruch zu Neuem und der Trigger für die Digitale Transformation. Während dieser Transformation sollten Unternehmen ihre Strategien, Strukturen, Prozesse sowie die Kultur an die neuen Entwicklungen anpassen und digitale Reife erlangen.
In wie weit diese Buzzwords in der Schweiz angekommen sind und vor allem umgesetzt werden, zeigten die beiden Studien von Accenture und Sven Ruoss.

Digitaler Status Quo der Schweiz

Accenture Schweiz hat auf Basis Ihres Digital Index die wichtigsten Player der Schweiz analysiert und bewertet. Der Digitale Index testet Faktoren aus den Bereichen Digital Strategy, Digital Servicing (externer Fokus) sowie Digital Enablement (interner Fokus).

Country Managing Director Thomas Meyer sieht die Voraussetzungen für die Digitale Transformation in der Schweiz als sehr gut. Viele der Unternehmen besitzen bereits eine Digitale Strategie, allerdings mangelt es an der tatsächlichen Umsetzung. Es gibt einige Top Performer in der Schweiz, wie z.B. Swisscom oder die Schweizerische Post, jedoch hinken diese im internationalen Vergleich mit Marken wie Uber vor allem hinsichtlich Digital Enablement deutlich hinterher.

 

Die meisten Unternehmen transformieren sich nicht pro-aktiv, sondern reagieren nur, wenn Druck von aussen kommt. Dies erklärt warum Banken bei dieser Studie besser da stehen als manch andere Branchen.

Sven Ruoss von Watson hat ebenfalls eine Studie, namens “Digital Switzerland 2015” durchgeführt. Dabei hat er 450 Schweizer Unternehmen befragt. Als die Top 3 Ziele der digitalen Transformation hat er Produkt- und Dienstleistungserweiterungen, Produktivitätssteigerung und ein verbessertes Kundenerlebnis identifiziert.

31% der Unternehmen sehen die Digitale Transformation bereits heute als erfolgskritisch, vorallem in der ICT-Branche. Da überrascht es nicht, dass Unternehmen aus dieser Branche auch zu den Digitalen Mastern gehören. Die grössten Master sind meist nicht börsenkodierte Unternehmen. Die weniger glänzende Erkenntnis seiner Studie ist jedoch, dass die befragten Schweizer Unternehmen mehrheitlich (56%) aus Digitalen Dinosauriern bestehen, allen voran die Öffentliche Verwaltung sowie die Branche Erziehung und Unterricht.

Die beiden Studien zeigen, dass die Schweiz grosses Verbesserungspotential bezüglich der Digitalen Transformation aufweist. Vor allem KMUs tun sich hier noch schwer. Wo die Führungsriege aus älteren Personen besteht, fehlt oft das nötige Know-How, um dieser Entwicklung gebührend entgegenzutreten.

Trotzdem sieht Patrick Warnking von Google die Schweiz als wichtigen Innovationsstandort und wird diesen auch weiterhin aktiv fördern.

Digitale Trends und Zukunftsprognosen

Nach der Mittagspause hat uns Nils Müller von der Agentur Trend One schnell wieder aufgeweckt. Sein interaktiver Vortrag brachte uns die neusten Technologien näher und liess uns staunen.

Virtual Reality

Zugegeben, die Technologie an sich ist nichts neues. Allerdings erlaubt die Technologie nun neue Möglichkeiten im Bereich Werbung, wie beispielsweise Virtual Shopping oder Virtual Travelling, welches sich Marriot bereits zunutze gemacht hat. Zudem können Kunden so ebenfalls Teil eines Werbefilms oder sogar eines Kinofilms werden.

Face Detection

Mit Hilfe der Face Detection Technologie können Unternehmen schon jetzt zielgruppengerechte Werbung schalten, beispielsweise in Form von Ambient Advertising nur auf Frauen ausgerichtet

3D Scanning and Printing

Kleine Kameras erlauben einen massstabsgetreuen Scan von Personen und 3D Printer drucken nicht mehr nur Plastik, sondern können mittlerweile auch Süssigkeiten oder geleeartige Nahrungsmittel drucken. Und diese Maschinen gibt es bereits zum bezahlbaren Preis von 1’000 Dollar. Da wird es wohl nicht mehr lange dauern bis 3D Werbung angeboten wird.

https://twitter.com/Zueri/status/595913198555025408

Mobile

Patrick Warnking von Google sieht im Bereich Mobile einen sehr grossen Trend. Dass in zehn grossen Ländern, darunter USA und Japan, bereits mehr Suchanfragen über Mobilgeräte als Desktops durchgeführt werden, bestärkt ihn in seiner Aussage. Aktuelle und zukünftige Produktentwicklungen von Google werden nur verfolgt, wenn diese den Mobile-First Gedanken wiederspiegeln.

Superintelligence

Nick Bostrom, der Gründer und Leiter des Future of Humanity Institutes befürchtet eine Superintelligenz von Maschinen, mit der sie den Menschen weit überlegen sein werden. Mit seinen Forschungen möchte er dazu beitragen, dass die Menschheit sich darauf vorbereitet und Grundbedingungen sowie vorbeugende Massnahmen für den Erhalt der menschlichen Werte geschaffen werden.

Offizielle vs. inoffizielle Zukunft

In der offiziellen Zukunft beschreibt Dr. Stefan Sigrist vom Think Tank W.I.R.E. die Möglichkeiten eines perfekten Kapitalismus, d.h. die vollständige Abstimmung von Angebot und Nachfrage. Die voranschreitende Automatisierung kann einige Arbeitsplätze ersetzen, sodass wir uns darauf besinnen müssen was Menschen besser können als Maschinen.

Inoffziell ist ein perfekter Kapitalismus allerdings aufgrund der fehlenden Datenbasis noch gar nicht möglich. Zudem sind Systeme und Nutzer von den ganzen Daten, die auf uns einprasseln überfordert. Welche Handlungsfelder sieht Dr. Stefan Sigrist?

Den Weg zur Digitalen Transformation einschlagen

Bei der Weiterentwicklung des Unternehmens und der Produkte sollte vor allem der Nutzen für die Menschen im Zentrum stehen und nicht die Technologie. Getreu nach dem Motto “less is more” sollte man differenziert denken und Interfaces entsprechend einfach gestalten. Zu dem sollte man bei der Datenflut ethische Fragen nicht aus den Augen verlieren und eine Datenkultur in Organisationen aufbauen.

Mit der Digitalisierung einer Marke sollte sich laut Susanne Müller-Zantop auch der CEO digitalisieren, sozusagen ein Social CEO werden. Denn wenn ein Business digital wird, wird es auch die Reputation. Allerdings sollten hier einige Spielregeln beachtet werden, damit man den Medien nicht Zündstoff für negative Publicity liefert.

Als Erfolgsstrategie für Medienunternehmen sollte man sich laut Thomas Kaiser, CEO von Ringier Digital, als Local Champion etablieren. Den Fokus legt Ringier hierbei auf die 3C’s: Content, Classifieds und Commerce. Entscheidend hierbei ist sich an den lokalen Markt anzupassen, um so internationale Anbieter auszustechen. Um das Wachstum voranzutreiben, kommt man nicht daran vorbei international zu expandieren und die lokalen Plattformen zu skalieren.

Die digitale Disruption hat die Lebenszyklen der Märkte enorm beschleunigt und Cross-Industry Dynamics hervorgerufen. Die Digitalisierung macht es einfacher in neue Märkte einzusteigen. Global Player, wie IKEA, welches neu auch Darlehen vergibt, sind die grossen Vorreiter. Methoden wie das Design Thinking, welches von Thomas Ruck von Accenture vorgestellt wurde, fördern Innovationen und beschleunigen durch den iterativen Prozess ein erfolgreiches und vor allem anwendbares Ergebnis. Ein weiteres grosses Thema ist “Ecosystem Collaboration”, welches die Zusammenarbeit innerhalb eines Business Ökosystems vereinfacht und so eine schnellere Zielerreichung hervorbringt.

Patrick Warnking von Google Schweiz sieht den grossen Erfolg von Unternehmen wie Uber oder Airbnb darin, dass sie ihre Kunden zu fast 100% kennen. Unternehmen müssen die Daten, welche von ihren Kunden erzeugt werden, auswerten und sich diese zunutze machen. Der Kundenfokus als auch die Interaktion mit dem Kunden sollte an oberster Stelle stehen und der Sales Funnel über alle Channels hinweg klar definiert werden. Seiner Meinung nach sollten Marketing, Sales sowie IT in einer Abteilung zusammengeführt werden.

Um das nötige Know-How in der Schweiz zu etablieren, müsste zum einen laut Thomas Kaiser die Arbeitsmarktpolitik resp. die Einwanderungspolitik geändert werden und zum anderen laut Patrick Warnking die Ausbildung gefördert und mehr dafür gemacht werden, dass die hochkarätigen Schweizer Unis genug Studenten bekommen.

Zudem fehlt der Schweiz die nötige Fehlerkultur, um sich noch mehr in Innovationen zu stürzen – obwohl Google für gescheiterte Startuppers Zuflucht bietet.

Fazit

Das Digital Economic Forum war ein spannender Event, der vor allem den Status Quo der Digitalisierung in der Schweiz deutlich machte und einige interessante Anwendungsbeispiele und Zukunftsausblicke lieferte. Unterschiedliche Business Tracks bergen häufig die Gefahr, dass man in einer Session landet, die keinen persönlichen Mehrwert bringt. Meine Wahl mit Design Thinking und Google’s Digitaler Transformation habe ich aber nicht bereut. Aus eigener Erfahrung im Bereich Digital Marketing kann ich bestätigen, dass vielen noch nicht klar ist, dass es sich bei der Digitalisierung nicht nur um eine technologische, sondern auch kulturelle Wandlung handelt. Das Engagement mit den Kunden wird noch zu wenig als Chance wahrgenommen. Auch für den Online Erfolg eines Brands reicht die Beschäftigung einer einzigen Abteilung nicht aus – es muss eine ganzheitliche Strategie her, welche in den Köpfen aller beteiligten Abteilungen verankert ist.

Wie fandet Ihr das Digital Economic Forum? Habt Ihr Fragen oder Anmerkungen?

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