App Store Optimierung (kurz ASO) – von vielen lange eine unterschätzte und missachtete Teildisziplin des App Marketings – gewinnt immer mehr an Popularität. Dabei geht es um die Verbesserung der Sichtbarkeit innerhalb des Stores und die Animation der Nutzer zum tatsächlichen Download der App.
Dass ASO immer mehr im Kommen ist, ist bei über 2 Millionen mobilen Apps in den grossen App Stores nicht verwunderlich. Bedenkt man ausserdem, dass etwa 63% der Apps beim Browsen durch den App Store entdeckt und heruntergeladen werden, wird das zunehmende Interesse an ASO klar: Für mobile App Publisher ist es heute eine der grössten, wenn nicht sogar die grösste Herausforderung, die eigene App sichtbar zu machen. Hier kann ASO (ähnlich wie SEO bei Webseiten) Abhilfe schaffen: Durch die Optimierung der einzelnen Bausteine eines App Stores kann der Rang einer App beeinflusst werden → Je höher man rankt, desto sichtbarer ist man für potentielle Kunden und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, die Anzahl Downloads der eigenen App zu steigern.
Welche Komponenten sind also bei ASO zu beachten und wie kann ich diese optimieren?
Und genau hier sind wir auch schon beim entscheidenden Punkt: ASO ist nicht gleich ASO.
Was für den Apple App Store (oft auch kurz: App Store) funktioniert, trifft nicht unbedingt auch für den Google Play Store zu, worüber sich viele App Publisher noch nicht bewusst sind.
Nachdem sich meine Suche nach einer Gegenüberstellung der Bestandteile der beiden grossen Stores im Rahmen einer App Optimierung als mühsam erwies, nehme ich mich nun der Sache an. Im Folgenden findet ihr eine Infografik, die die wichtigsten Merkmale der beiden Stores iTunes und Google Play gegenüberstellt, sowie eine Erklärung der einzelnen Bestandteile der ASO mit den für die Stores zu beachtenden Unterschieden.
Keyword Recherche
Wie bei SEO fängt auch bei ASO alles mit einer gründlichen Keyword Recherche an. Jedoch gestaltet sich die Suche in den App Stores etwas anders als in Suchmaschinen. Daher sind die üblichen (SEO-) Keyword-Tools wie der Keyword Planner zwar eine gute, erste Anlaufstelle, aber nicht unbedingt ideal für ASO.
Um herauszufinden, nach was User im App Store suchen, kann ich Keywordtool.io empfehlen. Auch Tools wie App Annie oder Sensor Tower eignen sich für die Keyword Recherche. Sie helfen dabei, den Traffic eines Keywords sowie das Ranking einer App für ein bestimmtes Keyword herauszufinden. Sollte die App nicht schon in den Stores gelistet sein, kann man die Tools trotzdem nutzen, um eine Analyse der Mitbewerber und deren Keywords durchzuführen sowie den Wettbewerb um bestimmte Keywords zu ermitteln.
Es reicht übrigens nicht aus Keywords zu benutzen, ihr solltet diese auch kontinuierlich tracken und so die Performance eurer App im Auge behalten und bei Bedarf optimieren. Die oben genannten Tools App Annie oder Sensor Tower eignen sich auch hierfür bestens. Das Tracking ist sogar in den kostenlosen Testversionen (eingeschränkt) verfügbar.
Mit relevanten Keywords ausgestattet, geht es dann an die Optimierung der einzelnen Komponenten.
App Titel
Der Titel ist mit der wichtigste Bestandteil der App. Er sollte daher den Namen sowie den Inhalt der App abdecken. Hierfür empfiehlt es sich, Keywords mit aufzunehmen – aber Vorsicht: wie bei SEO auch bei ASO kein Keyword Stuffing betreiben.
Hier finden sich auch schon die ersten Unterschiede:
Bei iTunes hat man grundsätzlich 255 Zeichen zur Verfügung, wobei der Titel nach 30-40 Zeichen abgeschnitten wird und somit nicht mehr sichtbar ist. Apple nutzt jedoch den gesamten Titel für das Keyword Targeting. Generell wird empfohlen, den Titel trotzdem recht knapp zu halten.
Im Gegensatz dazu MUSS der Titel bei Google Play kurz sein: Es sind nur 30 Zeichen erlaubt. Trotzdem sollten auch hier, wenn möglich, neben dem Namen Keywords mitaufgenommen werden.
App Icon
Neben dem Titel ist das Icon das erste Element, das ein potenzieller Nutzer von der App sieht. Es beeinflusst zwar die (textbasierte) Sichtbarkeit der App im Store nicht, hilft jedoch dabei, die Nutzer zu einem Download zu animieren. Es sollte daher möglichst professionell und aussagekräftig gestaltet sein, um den Nutzer in den drei Sekunden, innerhalb derer er sich zum Download entscheidet oder nicht, zu überzeugen.
Keywords
Die Unterschiede in der Beschreibung hinsichtlich der Keywords sind v.a. darauf zurückzuführen, dass im Apple App Store ein Feld mit 100 Zeichen verfügbar ist, in welches man die Keywords separat einpflegen kann. In diesem Keyword-Feld sollte man die Keywords aus dem Titel nicht wiederholen, jedes Wort mit einem Komma trennen (keine,Leerzeichen,verwenden!). Ausserdem empfiehlt es sich entweder die Singular- oder die Pluralform eines Wortes aufzunehmen.
An diesem Keyword-Feld macht Apple fest, für welche Suchanfragen die App ranken wird. Also: Choose the 100 characters wisely!
Bei Google Play existiert eine solche Eingabemöglichkeit für Keywords nicht. Das ist mit der grösste Unterschied zwischen den beiden Stores. Daraus ergeben sich ausserdem Folgen für die Beschreibung (siehe Abschnitt Beschreibung)
Auch die Verwendung von Brands der Mitbewerber ist nicht empfehlenswert – es verstösst gegen die Richtlinien der App Stores.
Des Weiteren sollte im Hinterkopf behalten werden, dass die Keywords (sowie auch der Titel) nur geändert werden können, wenn eine neue Version der App released wird. Sie sind also mit Bedacht zu wählen.
Beschreibung
Die Beschreibung sollte die Features und Funktionalität der App detaillierter darlegen. Es empfiehlt sich, die Beschreibung mit Überschriften, Stichpunkten oder Grossschreibung zu strukturieren sowie Keywords und Social Media-Verweise in den Text mitaufzunehmen. Die ersten Zeilen sollten das Angebot und die besten Features beinhalten, damit der User zum Download animiert wird.
Bei Apple stehen für die Beschreibung 4000 Zeichen zur Verfügung, auch wenn die User zunächst nur die ersten 5 Zeilen sehen. Somit sollten dort die wichtigsten Features genannt werden. Auch wenn die Keywords in der Beschreibung beim Apple App Store nicht entscheidend für das Ranking sind, sollten sie nicht missachtet werden. Viele App Publisher vergessen hier, dass Keywords in der Beschreibung die Performance in der Websuche erhöhen können, d.h. die App über die traditionelle Websuche besser gefunden wird.
Im Google Play Store sieht es wieder etwas anders aus. Zum einen kann man zwei Arten der Beschreibung erstellen: eine kurze mit 80 Zeichen und eine lange mit 4000 Zeichen. Im App Listing wird jedoch nur die Kurzbeschreibung angezeigt. Die lange Beschreibung verbirgt sich hinter dem Klick auf „weiterlesen“. Zum anderen wissen wir (siehe Abschnitt Keywords), dass Google Play kein Keyword-Eingabefeld bietet. Als Folge daraus zieht sich Google Play die Keywords aus der Beschreibung (!). Diese werden somit als Ranking Faktor genutzt. Es empfiehlt sich also ausdrücklich, die relevanten Keywords und ihre Synonyme bis zu fünfmal in der (langen) Beschreibung zu wiederholen (mehr als fünfmal ist nicht empfohlen → Spamminggefahr!).
Selbst wenn bis zu 4000 Zeichen für die Beschreibung erlaubt sind, sollte man sie jedoch in keinem der Stores ausreizen – ellenlange Beschreibungstexte möchte selten jemand lesen.
App Preview
Bei beiden App Stores hat man die Möglichkeit, ein Video einzubinden, um die App zu demonstrieren. Hier sollten Text, Grafiken und Audioelemente eingebunden werden. Beim Apple App Store darf das Video 15 bis 30 Sekunden lang sein, beim Google Play Store 30 Sekunden bis 2 Minuten.
Screenshots
Die Screenshots der App sollten auf einen Blick die Highlights der App darstellen und in diesem Atemzug einen Eindruck der Inhalte und dem Nutzen der App sowie dessen Handling geben. Mit Screenshots sind übrigens nicht tatsächliche Screenshots, also das reine Abfotografieren des Screens in eurer App, gemeint. Vielmehr sollten dies gut designte Bilder sein, die einen Screenshot der App-Inhalte mit dem dazugehörigen Feature oder Benefit der App (in Textform) darstellen. Diese sind also quasi die Werbeplakate für die App. Grundsätzlich gilt hier: Die wichtigsten Bilder/Features kommen an erster Stelle.
Im Apple App Store wird im App Listing lediglich der erste von insgesamt vier möglichen Screenshots dargestellt. Dieser sollte also so aussagekräftig und professionell wie möglich gestaltet sein.
Im Google Play Store sind bis zu acht Screenshots (für jedes Device) möglich. Hier gibt es ausserdem die Möglichkeit ein „Feature Image“ (1024×500) einzupflegen, das ganz oben im App Listing erscheint.
Kategorien
Für die Kategorie(n) können auch wieder die oben genannten Tools verwendet werden, um herauszufinden, welche Kategorien am wenigsten kompetitiv sind. Das ist v.a. dann hilfreich, wenn es mehrere Kategorien gibt, die grundsätzlich zutreffend sind. Dann ist es ratsam, die am wenigsten kompetitive zu wählen.
Beim Apple App Store hat man die Möglichkeit eine erste und zweite Kategorie für die App zu wählen.
Bei Google Play kann man neben einer Kategorie auch einen App Typ wählen (Spiel oder Anwendung). Einen Überblick über alle Kategorien für Apps und Spiele gibt euch Googles Liste.
Weitere Rankingfaktoren
Neben den bisher aufgeführten OnPage-Komponenten, die das Ranking in den App Stores beeinflussen, sind auch einige OffPage-Faktoren das Ranking relevant.
Zum einen sind hier an die App Reviews und die App Bewertungen zu denken, die für beide Stores zentral sind. Es gilt also, die User aktiv dazu aufzufordern, die App zu bewerten.
Zum anderen ist die Anzahl der Downloads in beiden Marktplätzen relevant für die Sichtbarkeit. Besonders die Downloads der letzten Zeit haben einen Einfluss auf die Positionen in den Stores.
Bei Google Play sind darüber hinaus externe Verlinkungen zur App entscheidend. Ausserdem wird gemunkelt, dass das Verhältnis zwischen Installationen und Deinstallationen für das Ranking bei Android entscheidend ist. Apps, die vom Nutzer schnell wieder gelöscht werden, werden abgestraft und verlieren so an Ranking. Die App sollte also halten, was sie dem Nutzer verspricht.
Zudem wird in Expertenkreisen vermutet, dass bei Google Play die aktive Nutzung der App berücksichtigt wird. Es empfiehlt sich also, die Nutzer durch regelmässige Updates und (Push-) Benachrichtigungen an die App zu erinnern.
Auch wenn die ASO für eine App sehr wichtig ist, darf dabei natürlich nicht vergessen werden, dass es nur ein Teil des App Marketings ist und eine App mit ASO allein noch lange nicht erfolgreich sein muss. Neben ASO darf u.a. die Web Performance der App nicht vergessen werden, sprich: Betreibe Content Marketing, PR und Outreach für die App, damit diese zum Launch einen Buzz auslöst. Hier gelten die Basics der Link Optimierung. Vor allem Social Media sollte zur Vermarktung der mobilen App genutzt werden.
Ausserdem sollte auch an die App-Indexierung gedacht werden, womit Nutzer auf Inhalte der App mit ihrem Mobilgerät direkt aus den Suchergebnissen der Websuche zugreifen können.
Fazit
Wenn eine App erst einmal entwickelt wurde, muss der App Publisher dafür sorgen, dass die App auch im App Store gefunden wird. Damit dies auch für beide App Stores gut funktioniert, muss man sich nebst anderen Aspekten v.a. darüber bewusst sein, dass der Google Play Store kein Keyword-Feld zur Verfügung stellt wie Apple, und man daher v.a. in der Beschreibung verstärkt mit Keywords arbeiten muss. Missachtet man diese Unterschiede, kann sich das in den Downloadzahlen der App bemerkbar machen. Ausserdem sollte man grundsätzlich beachten, dass ASO keine Sache von fünf Minuten ist. Es ist ein Prozess, der kontinuierlich überwacht werden muss und sowohl Zeit und Aufwand erfordert. App Publisher müssen ihre Rankings und die Rankings ihrer Wettbewerber im Auge behalten. Jeden Tag werden neue Apps publiziert, Ratings und Reviews vergeben sowie Downloads getätigt, welche alle Einfluss auf das Ranking nehmen. Man sollte seine Keywords also regelmässig testen, damit man langfristig gut ranked und Traffic für seine App generiert.